Für besonders belastete jesidische Teilfamilien in Notunterkünften setzt Zarok e.V. auf aufsuchende therapeutischen Hilfen.
.Zarok e.V. und die Schweizer Organisation Khaima teilen sich im August 2020 die Kosten eines dreimonatigen Therapieprogrammes in Höhe von 4.500 Dollar, das erneut von der bewährten Panaga Organization for education durchgeführt wird.
Allein in der nordirakischen Stadt Shariya leben Dutzende geflüchtete Familien in Notunterkünften am Stadtrand, auf brachliegenden Grundstücken oder auf Plätzen mitten in der Wohnbebauung. Manchmal ist ein Teil der Unterkunft gemauert oder besteht aus Lehmwänden, oft sind es nur Holzkonstruktionen, überspannt mit Planen. Die Menschen gehören zu der jesidischen Dorfbevölkerung, die 2014 vom sogenannten Islamischen Staat aus dem Sindjargebirge vertrieben wurde und ihre Lebensgrundlage verloren hat. In der Mehrzahl handelt es sich es alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern in schwierigsten Lebensverhältnissen. Die Väter sind tot oder verschollen, viele Frauen waren in Gefangenschaft des IS und sind traumatisiert.
Die Panaga Organization for Education hat inzwischen erfolgreich mehrere familientherapeutische Programme für IS-Überlebende und ihre Angehörigen abgeschlossen. Zwei erfahrene therapeutische Fachkräfte, eine Psychotherapeutin und Psychotherapeut, sind seit April 2016 in dieser Arbeit aktiv. Sie suchen von Mai bis Juli 2020 Angehörige von sieben Familien zweimal wöchentlich auf. In den Haushalten leben zwischen vier und zwölf Familienmitglieder.
Im April 2021 wurde ein weiterer Monat Familienbesuchsprogramm von Zarok e.v. in Höhe von 1.300 Euro finanziert, ebenso wurden die Kosten des Programmes im September 2021 und Oktober 2021 in Höhe von 2.600 Euro übernommen.
Im Februar 2022 beschliesst der Vorstand von Zarok e.V. eine weitere Förderung des Projektes in Höhe von 2.650 €.
Inzwischen hat Khaima seine Arbeit im Nordirak eingestellt. Zarok e.V. möchte diese wichtige aufsuchende Arbeit weiterführen!
Zur Arbeit gehören ein stabiler Beziehungs-aufbau, die Schaffung eines sicheren und Geborgenheit gebenden Umfeldes, psycho-soziale Unterstützung, spieltherapeutische Maßnahmen, Familienberatung und Elemente der Traumatherapie. Die therapeutischen Maßnahmen finden sowohl im Einzelkontext als auch in kleinen Gruppen der Familienangehörigen statt.
Die Ergebnisse des vorhergehenden Programms waren sehr ermutigend, die aufsuchende Arbeit wird deshalb in dieser Form weitergeführt.
Wen begleiten wir? Zwei Beispiele....
Die beiden Psycholog*innen berichten uns monatlich über die Kinder und die Familien, die therapeutisch begleitet werden.
Der 13 Jahre alte K. aus Shingal lebt mit seinen beiden Brüdern und einer Schwester in der Familie seines Onkels in einem Zelt in Shariya. Er, seine Mutter und seine Geschwister verbrachten fünf Jahre in ISIS-Gefangenschaft. Der Vater wird vermisst. Die Mutter verließ ihre Kinder, um wieder zu heiraten. K. hatte ein schwer traumatisierendes Erlebnis, er wurde von einem IS-Kämpfer festgehalten und gezwungen, bei der Steinigung einer Frau dabei zu sein. Die Szene erlebt K. im Wachzustand und im Schlaf immer wieder. K. kann seine Emotionen nicht kontrollieren, oft verprügelt er seine Geschwister.