PopUpSchule für obdachlose Flüchtlingskinder
Spielen und Lernen für die Kinder, Beratung und Lebenshilfe für die Mütter
Rund 180.000 jesidische Flüchtlinge leben seit ihrer Vertreibung aus den angestammten Siedlungsgebieten im Sommer 2014 in der drangvollen Enge von 26 Lagern in der autonomen Region Kurdistan im Irak.
Die eigenen Dörfer der religiösen Minderheit im Sindjargebirge sind zerstört und oft durch zurück gelassene Sprengfallen unbegehbar, Aufbauhilfen durch die irakische Regierung gibt es nicht.
Noch schlimmer als das Leben im Camp ist das Schicksal der Menschen, die keinen Platz in den Flüchtlingscamps fanden, z.B. weil sie erst vor einigen Monaten aus der Gefangenschaft des sogenannten „Islamischen Staates“ zurückgekommen sind.
So fristen aktuell an den Stadträndern der kleinen Stadt Shariya Hunderte jesidische Flüchtlinge in selbstgebauten Hütten, Lehmhäusern oder sogar in Zelten ihr Leben, eine verlässliche Infrastruktur wie Strom, Wasser und Abwasser gibt es nicht. Die Menschen sind mehr oder weniger geduldet von den Nachbarn in Wohnhäusern.
Viele der Kinder aus diesen Unterkünften gehen nicht oder nur sehr sporadisch zur Schule, manche arbeiten bereits als Tagelöhner auf den benachbarten Feldern. Oft ist den Müttern die Notwendigkeit schulischer Bildung, insbesondere in dieser schwierigen Situation, nicht klar. Es geht Tag für Tag ums Überleben. Ohne Ausbildung werden diese Kinder aber wohl gar keine Perspektive mehr haben, eine verlorene Generation wächst heran.
Zarok e.V. holt die Kinder dort ab, wo sie sind, die Schule kommt zu ihnen. So wird im Herbst 2022 die vierte PopUpSchule in Shariya stattfinden, durchgeführt von der
bewährten Panaga Organization for Education
Eine PopUpSchule (aus dem Englischen: „to pop up“: schnell aufklappen, aufploppen) ermöglicht mit sehr wenig Aufwand einen Lernraum, entweder direkt unter freiem Himmel oder in verlassenen Gebäuden, vieles wird improvisiert.
Die Kinder werden, je nach Vorbildung und Alter, in kleineren Gruppen im Schichtbetrieb je drei Stunden spielerisch unterrichtet. Täglich gibt es einen Imbiss, was auch die Mütter motiviert, ihre Kinder zur Schule gehen zu lassen.Alphabetisierung, erste englische Vokabeln oder Themen wie Hygiene werden spielerisch unterrichtet, aber auch Mathematik oder bildende Kunst. Sport und Bewegung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Ein Snack zur Pause motiviert zusätzlich zum Besuch der Schule!
Reine Wissensvermittlung steht bei den Pop Up Schulen nicht im Vordergrund. Die geflüchteten Kinder sollen Entlastung und Stabilität erfahren, positive Gemeinschaftserfahrungen machen und Spaß am Lernen gewinnen. Vorschulkinder können kommen, um zu singen und gemeinsam Geschichten zu hören.
Erwachsene Angehörige werden abends in Gesprächsgruppen geladen und gemeinsam wird überlegt, welche Möglichkeiten es für die Kinder gibt, doch noch eine verlässliche Schulbildung zu bekommen. Die Eltern, in der Regel alleinerziehende Mütter, erhalten weiterführende Beratung und Unterstützung in ihrer eigenen schwierigen Lebenssituation, oft werden sie in weiterführende Hilfsangebote der Panaga Organization vermittelt.
Zarok e.V. fördert aktuell die PopUpSchule auf den Straßen und Plätzen von Shariya für September und Oktober 2022 mit 2.260 Euro.
Abschluss der PopUpSchule 2022 im Dörfchen Grepane. Die Kinder bedanken sich sehr herzlich bei der GHSE Emmendingen. Die Schülerinnen und Schüler der Emmendinger Schule hatten 1.000 Euro gesammelt und damit die Hälfte der PopUpSchule 2022 finanziert.