Nach der Vertreibung der religiösen Minderheit der Jesiden aus ihren angestammten Siedlungsgebieten rund um das Sindjargebirge im Nordirak leben viele Geflüchtete seit dem Sommer 2014 in der drangvollen Enge der Lager ohne Rückkehrperspektive.
Diejenigen, die keinen Platz in den Lagern fanden, haben mit dem Mut der Verzweiflung auch in zerstörten Dörfern und leerstehenden Gebäuden. Unterschlupf gesucht. So leben derzeit noch 63 jesidische Familien in der leerstehenden Schule von Kharshaniya nahe Sharya. Das Dorf war 1988 vom Baath-Regime Saddam Husseins im Rahmen der sogenannten „Anfal-Operation“ zerstört worden.
Leider ist das seit 1988 leerstehende Schulgebäude in Kharshaniya inzwischen so marode, dass die kurdischen Behörden die Räumung angeordnet haben. Die geflüchteten Familien bauen derzeit Zelte und Provisorien rund um das zu räumende Gebäude auf, in dem sie fünf Jahre lang eine Zuflucht gefunden hatten. Einige der Kinder gehen zur Schule, andere nicht. Vielen Familien ist die Notwendigkeit schulischer Bildung, insbesondere in dieser schwierigen Situation, nicht klar. Ohne Ausbildung werden diese Kinder aber wohl gar keine Perspektive mehr haben, eine verlorene Generation wächst heran.
Zarok e.V. ist es deshalb ein großes Anliegen, zusammen mit der bewährten Partnerorganisation Panaga Organization for Education, für Schulbesuch und Ausbildung zu werben und fördert deshalb mit 2.000 Euro für zwei Monate eine Popupschule in Kharshaniya.
Eine PopUpSchule (aus dem Englischen: „to pop up“: schnell aufklappen, aufploppen) ermöglicht mit sehr wenig Aufwa
nd einen Lernraum, entweder direkt unter freiem Himmel oder in verlassenen Gebäuden. Die Kinder sitzen auf Decken oder mitgebrachten Stapelstühlen, vieles wird improvisiert. Eine Gruppe Freiwilliger arbeitet mit den Lehrkräften der Organisation Hand in Hand. Es gibt zwar ein festgelegtes pädagogisches Programm und entsprechende fachliche Inhalte, die Freiwilligen und die pädagogischen Fachkräfte der Panaga Haven Organization for Education brauchen jedoch viel Improvisationstalent und Einfühlungsvermögen.
Hier sitzen die Kinder in der leeren Schule in Kharshanya und lernen gemeinsam Grundlagen der Hygiene.
Reine Wissensvermittlung steht bei den Pop Up Schulen nicht im Vordergrund. Die geflüchteten Kinder sollen Entlastung und Stabilität, positive Gemeinschaftserfahrungen machen und Spaß am Lernen gewinnen.
Die Lehrkräfte und Freiwilligen gehen sehr einfühlsam auf die Kinder in ihrer derzeitigen schwierigen Lebenssituation ein. Erwachsene Angehörige werden abends in Gesprächsgruppen geladen und gemeinsam wird überlegt, welche Möglichkeiten es für die Kinder gibt, doch noch eine verlässliche Schulbildung zu bekommen.
Pop Up Schulen richten sich an besonders bedürftige Flüchtlingskinder, die nicht auf schulische Angebote in Flüchtlingscamps oder die Infrastruktur in Städten zurück greifen können. Die Panaga Haven Organization for education aus Sharya hat bereits seit 2016 gute Erfahrungen mit dem Angebot der Pop Up Schulen gemacht und kann das stetig weiter entwickelte pädagogische Programm in den Sommermonaten anbieten.