Zielgruppe des Projektes sind vor allem jesidische Witwen, die in den Camps leben. Die Ehemänner wurden beim Überfall des sogenannten Islamischen Staates auf die Dörfer im Sindjargebirge getötet, oft sind die Frauen für mehrere Kinder verantwortlich. Viele haben selbst Gewalt erlebt, waren in Gefangenschaft des IS, oft sind weitere Kinder noch immer verschollen oder tot.
Jeweils fünfzehn Frauen soll eine Nähausbildung neue Lebensperspektiven eröffnen, Zuversicht und Selbstvertrauen geben. Die Witwen lernen, neue Bekleidung anzufertigen, Reparatur- und Änderungsarbeiten durchzuführen sowie ihre Produkte selbständig zu vermarkten. Im Idealfall können sie bei Projektende den eigenen Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder möglichst vollständig wieder selbst erwirtschaften.So wird die Unterstützung für die Mütter zur nachhaltigen Hilfe für die Kinder im Nordirak.
Kooperationspartner im Projekt ist erneut die Schweizer Hilfsorganisation Khaima, mit der Zarok (Kinder) e.V. eine bereits bewährte Zusammenarbeit verbindet. Sie steuert 10.000 Euro bei. Die lokale SOSD (Shingal Organization of Social Development ) ist ebenfalls wieder mit an Bord und für die Organisation vor Ort, die Personalauswahl und Anleitung sowie die Kooperation mit der jeweiligen Campleitung zuständig. Weiterhin beteiligt sich bei diesem Projekt auch die presbyterianische Kirche im Irak und den Vereinigten Staaten mit einem Finanzbeitrag von 5.000 Euro.
Einen Monat lang erhalten die Frauen täglichen Nähunterricht durch eine ausgebildete Schneiderin. Weitere fünf Monate werden sie bei ihrer Arbeit begleitet. Stoffe und Ersatzteile werden zur Verfügung gestellt, wenn notwendig Reparaturen durchgeführt und Unterstützung beim Verkauf der Produkte gegeben. Damit die neue Einkommensquelle dauerhaft bleibt, unterschreiben die Frauen, dass sie weder die Nähmaschine noch den kleinen zur Verfügung gestellten Generator verkaufen. Die robusten Nähmaschinen wurden in der nahen Türkei gekauft und haben sich bereits in anderen Projekten bestens bewährt. Der zur Verfügung gestellte Generator ermöglicht denjenigen Müttern, die sich tagsüber um die Kinder kümmern müssen, auch abends oder nachts zu nähen, wenn der Strom in den Flüchtlingslagern längst abgestellt ist.
Hier gehts zum Video:
Das Camp Berceive 1 wurde im westlichen Nordirak eingerichtet, rund 15 km entfernt von Zakho an der türkischen Grenze. Hier sind zwei Drittel jesidische und ein Drittel moslemische Flüchtlinge ohne nennenswerte Probleme gemeinsam untergebracht. So lernen und arbeiten in der Nähwerkstatt des Camps auch jesidische und moslemische Witwen zusammen.
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QADYA Camp liegt in der Nähe, nur 10 km entfernt vor der Grenzstadt Zakho. Dort leben viele jesidische Frauen aus dem zuerst überfallenen Kocho im Sindjargebirge, die besonders unter Gewalterfahrungen leiden. Die fünfzehn Teilnehmerinnen haben bei der Eröffnung des Ateliers ungeschönt über ihre furchtbaren Erlebnisse gesprochen, viel gefragt und sich sehr dankbar für die Unterstützung gezeigt.
Update 28.2.2018
Heute hat der letzte tägliche Nähunterricht stattgefunden. die kommenden fünf Monate werden die Frauen, je nach Nowendigkeit, individuell betreut, sowohl bei handwerklichen Problemen als auch bei der Vermarktung ihrer Produkte.
Im Camp Qadya feiern die Kursteilnehmerinnen ihren erfolgreichen Unterrichtsabschluß gemeinsam und zeigen ihre bisherigen Produkte.
Ende März 2018 : Unsere Teilnehmerinnen im Camp bekommen überraschenden Besuch. Nur eine einzige Frau hat noch nicht angefangen, zu nähen. Alle anderen arbeiten fleissig, zum Teil noch mit den zur Verfügung gestellten Stoffen. Die Hälfte hat bereits Aufträge von aussen - der Zeitpunkt war günstig, weil zum kurdischen Neujahrsfest doch das ein oder andere Festtagskleid gewünscht und geordert wird.
Update Mai 2018:
Die jesidischen Witwen im Nähprojekt Qadya haben durch die Vermittlung von Khaima einen großen Auftrag als Gruppe an Land gezogen und Kostüme für eine kurdisch/syrische Tanzgruppe genäht. Außerdem haben sie die Initiative ergriffen und ihre arbeit auf nachhaltige Beine gestellt: ein kleiner Laden im Camp fungiert als Ausstellungsrum, Treff, Kundinnenanlaufstelle und ist ein schöner Beweis dafür, dass wir gemeinsam mit Khaima und der Shingal Organization of social development echte Hilfe zur Selbsthilfe leisten konnten!